Auf dem Ausländergräberfeld des Uelzener Friedhofs St. Marien ruhen 188 Tote aus sechs Nationen, die meisten von ihnen stammen aus Polen. Es handelt sich um verschleppte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, deren Kinder sowie um Kriegsgefangene von denen 106 namentlich bekannt sind. Im Schuljahr 2019/20 haben sich Schülerinnen und Schüler der Klasse 9c der Apollonia-Oberschule Uelzen unter Leitung ihres Lehrers Frank Heinrich intensiv mit der Geschichte des Ausländergräberfeldes auf dem Uelzener Stadtfriedhof bzw. dem Schicksal der dort bestatteten Toten beschäftigt.
Ausgehend von Recherchen im Stadtarchiv und in der örtlichen Geschichtswerkstatt sowie der Sichtung diverser Veröffentlichungen haben die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeiten textlich zusammengefasst und mit erläuternden Illustrationen versehen, in Form einer „Geschichts- und Erinnerungstafel“ graphisch aufbereitet. Stellvertretend für die übrigen Opfer haben die Schülerinnen und Schüler das Schicksal des 24-jährigen polnischen Zwangsarbeiters Piotr Stefan Piasecki exemplarisch dargestellt. Die Stiftung der Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg hat das Projekt finanziell unterstützt.
Die Geschichts- und Erinnerungstafel sollte eigentlich bereits am 8. Mai 2020 im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum 75-jährigen Ende des Zweiten Weltkrieges der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Corona-Pandemie hat diesem lange geplanten Ereignis ein Strich durch die Rechnung gemacht. Aber am 2. September, ein Tag nach dem vor 81 Jahren mit dem Überfall auf Polen begonnenen Zweiten Weltkrieg war es dann endlich soweit: Die Tafel wurde unter der Teilnahme von Angehörigen eines der Opfer sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Schule, Politik und Kirche in einem würdevollen Rahmen mit musikalischer Begleitung eingeweiht. Neben der Begrüßungsrede der Schulleiterin, Frau Imke Pape und Ansprachen des Kreisvorsitzenden des Volksbundes, Landrat Dr. Heiko Blume und dem Uelzener Bürgermeister Jürgen Markwardt war der Höhepunkt der Gedenkveranstaltung die auf Deutsch gehaltene Rede des Großneffen des getöteten Zwangsarbeiters Piasecki, Michal Pawlowski. Er war gemeinsam mit seiner Mutter aus Polen angereist und berichtete in bewegenden Worten von dem Schicksal der Familie seines Großonkels. „Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war er 19. Wie alle jungen Menschen hatten die drei Brüder ihre Träume und Zukunftspläne. Der Krieg hat sie alle brutal zerstört.“